+++ „Einer meiner Schüler benimmt sich in der letzten Zeit sehr auffällig. Er behandelt seine Mitschüler schlecht, weil sie „ungläubig“ sind. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“ +++ „Ich habe festgestellt, dass sich mein Bruder in der letzten Zeit merkwürdig verhält. Er wirkt radikal, was soll ich tun?“ +++ „Meine Freundin will nach Syrien auswandern. Sie sagt, sie hat jemanden online kennengelernt und ist verliebt. Ich mache mir Sorgen.“ +++ „Eine muslimische Schülerin wird von ihren Mitschülern gemobbt und als Terroristin bezeichnet, weil sie neuerdings lange schwarze Kleider trägt. Was soll ich tun?“ +++ „Mein Bruder will mir vorschreiben, was ich anziehe und mit wem ich mich treffe. Er hat sich verändert, seit er in diese neue Moschee geht. Ich glaube er radikalisiert sich.“ +++

Unser Angebot

Um dem Phänomen des Islamismus entgegenzuwirken, braucht es ein umfangreiches Programm, das sowohl alle beteiligten Akteur*innen im Umfeld der Betroffenen, als auch die Betroffenen selbst, einbezieht. Unser Angebot ist kostenlos und richtet sich an alle, die es in Anspruch nehmen wollen.

Unser Team ist multikulturell aufgestellt und setzt sich aus Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen: Sozialpädagogik/soziale Arbeit sowie Islam-, Kultur-, Sprach- und Religionswissenschaft. In unserer Arbeit verbinden wir aktuelle wissenschaftliche Ansätze mit unseren Kompetenzen aus der Praxis.

Wir verfügen über umfassende Berufserfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und ihren Familien. Zudem sind wir vertraut mit verschiedenen Ausprägungen des Islam, besitzen umfangreiche Kenntnisse im Bereich Islamismus, sowie einen Überblick über wichtige Akteur*innen in der Szene. Diese Qualifikationen ermöglichen uns auch, gelebte Religiosität von Extremismus zu unterscheiden.

Durch kontinuierliche Weiterbildung sind wir für Beratungssituationen geschult, fähig ihre Problemlage zu analysieren, um dann die entsprechenden Schritte für eine Lösung einzuleiten.

Unsere Beratung können wir Ihnen in den Sprachen Deutsch, Arabisch, Farsi, Dari, Englisch und Französisch anbieten.

Die Wegweiser-Berater*innen bieten kostenlos individuelle Hilfe bei der Lösung von Problemen im Rahmen des Phänomens Islamismus. Dies gilt für direkt Betroffene, ebenso wie für indirekt Betroffene.

Die direkt betroffenen Jugendlichen sind i.d.R. am Islamismus interessiert und/oder hatten bereits erste Kontakte zu der Szene. Wir unterstützen Sie dabei, ein Leben außerhalb des Extremismus zu finden, indem wir Ihnen Alternativen zu dieser Weltsicht aufzeigen.

Zu den indirekt Betroffenen zählen wir Familienangehörige und das Umfeld sich möglicherweise radikalisierender Personen (z.B. Freund*innen, Lehrer*innen, Nachbar*innen). Wir helfen Ihnen die Lage einzuschätzen, entwickeln mit Ihnen Lösungsstrategien und koordinieren die konkreten Schritte. Dies bedeutet, dass wir Sie an die zuständigen Stellen vermitteln und Sie bei diesen Terminen begleiten.

Da es sehr vielfältige Problemlagen gibt, die Gründe und Ursachen für die Radikalisierung gerade junger Menschen sein können, sind verschiedene Stellen zur Problemlösung mit einzubeziehen.

Wegweiser kooperiert mit lokalen Netzwerkpartner*innen, die individuell mit ihrer fachlichen Expertise in die Problemlösung mit einbezogen werden können. Solche Netzwerkpartner*innen sind z.B. Schulen, Vereine, Sozialverbände, kommunale Ämter, Familienberatung, Jobcenter und Moscheegemeinden. Bei religiösen Fragen wird beispielsweise der Dialog mit Imamen vermittelt.

Die Beratungsgespräche finden auf freiwilliger Basis statt, sind vertraulich und können ohne Terminvereinbarung zu den Sprechzeiten telefonisch oder persönlich erfolgen. Eine Kontaktaufnahme per E-Mail ist nicht an die Sprechzeiten gebunden. Bei Bedarf kann die Beratung auch anonym und auch außerhalb der Sprechzeiten stattfinden.

Um Jugendlichen, die drohen in den Islamismus abzugleiten, angemessen begegnen zu können, bedarf es eines regelmäßigen Austausches mit lokalen Akteur*innen, Netzwerkpartner*innen, pädagogischen Fachkräften und anderen Multiplikator*innen.

Besonders wichtig hierbei ist eine flächendeckende Sensibilisierung, insbesondere an Schulen. Prozesse der Radikalisierung sollen so frühzeitig erkannt und abgewendet werden. Langfristig sollen Fachkräfte dazu befähigt werden, mit Jugendlichen und deren Familien in einer kultur- und religionssensiblen Weise professionell umzugehen. Sie sollen dadurch in der Lage sein, auch schwierige Situationen souverän zu handhaben. Zum anderen kommt diese Kompetenz den Jugendlichen und ihren Bezugspersonen zugute, da sie die Erfahrung machen, ernst genommen und damit auch angenommen zu werden.

Überreaktionen wollen wir vermeiden, damit gefährdete junge Menschen nicht zu Gefährder*innen erklärt und stigmatisiert werden.

Den Multiplikator*innen werden im Rahmen von Informationsveranstaltungen Hilfsangebote aufgezeigt. Zu diesen gehören diverse Sensibilisierungs- und Informationsveranstaltungen.

Themenschwerpunkte sind hierbei, der gelebte Islam, Islamismus, antimuslimischer Rassismus und Radikalisierung. Diese Sensibilisierungsarbeit kann in verschiedenen Formaten erfolgen: In Einzel- oder Gruppengesprächen, in Workshops, Seminaren und Fachtagungen oder über spezielle Informationsveranstaltungen.

Wir bieten unsere Informationsveranstaltungen in verschiedenen Formaten an. Sie können sich für Vorträge, Workshops oder zeitintensivere Fortbildungen entscheiden.

Brauchen Sie eine Einführung in einen bestimmten Themenbereich oder möchten Sie einen Überblick über bestimmte Themen erhalten? Dann haben Sie die Auswahl zwischen folgenden Schwerpunkten, die Sie auch gerne miteinander kombinieren können.

Gerne beraten wir sie dazu, welches Format für Sie am geeignetsten ist und konzipieren bei Bedarf mit Ihnen zusammen ein individuelles Programm.

Unsere Veranstaltungen sind alle kostenlos!

Themenfelder

1- Vorstellung des Wegweiser-Programms (10 Minuten)
In aller Kürze stellen wir Ihnen das Wegweiser-Programm in NRW und speziell in Rhein-Oberberg vor. Sie lernen dabei das Team kennen, sowie unsere Arbeitsmethoden, Angebote und Netzwerkpartner*innen.

2- Islamismus in Deutschland: Einführung in die Szene
Hier soll ein Überblick über die verschiedenen islamistischen Strömungen in Deutschland und prominente Vertreter*innen aus der Szene vermittelt werden. Wir stellen die theologischen Besonderheiten vor, anhand derer islamistische Gesinnungen erkannt werden können und erklären, welche Aspekte insbesondere auf Jugendliche besonders ansprechend wirken.

3- Was ist gelebter Islam und wann fängt Extremismus an?
Der Islam ist so vielfältig wie Muslim*innen selbst. Gelebte Religiosität kann daher verschiedene Formen annehmen und ist keinesfalls statisch, sondern entwickelt sich stetig. Wann gibt es Grund zur Sorge, wenn man Veränderungen an einer Person wahrnimmt und wann wirken Überreaktionen stigmatisierend? Diese und ähnliche Fragen sollen hier behandelt werden.

4- Wege in den Islamismus
Dieser Veranstaltung bietet eine Einführung in mögliche Radikalisierungsprozesse von Jugendlichen. Welche Faktoren können die Radikalisierung junger Menschen begünstigen und wie kann man diesen entgegenwirken? Diese Fragen stehen im Fokus der jeweiligen Veranstaltung.

5- Medienkompetenz: Online-Propaganda erkennen und abwehren
Islamistische Aktivitäten sind in den letzten Jahren immer weniger im sozialen Raum zu beobachten und dafür immer mehr online. Über soziale Medien verbreiten extremistische Islamist*innen Propaganda-Material und beeinflussen so vor allem junge Menschen. In dieser Veranstaltung sollen Argumentationsstrukturen, Überzeugungsstrategien und Anwerbetechniken dieser Extremist*innen vorgestellt und diskutiert werden.

6- Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in Deutschland
Erlebte oder auch gefühlte Rassismuserfahrungen können ein Faktor sein, der zur Radikalisierung junger Menschen beiträgt. Durch diese Erfahrungen können sie das Narrativ eines „dem Islam“ feindlich gesinnten „Westens“ bestätigt sehen, das Islamisten propagieren. Dies könnte dazu führen, dass sich betroffene Jugendliche von der Gesellschaft abwenden und sich islamistischen Gruppierungen annähern, von denen sie sich verstanden fühlen. Natürlich bedeutet das im Umkehrschluss allerdings nicht, dass jeder junge Mensch, der unter Rassismus leidet, sich radikalisiert.

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