+++ „Einer meiner Schüler benimmt sich in der letzten Zeit sehr auffällig. Er behandelt seine Mitschüler schlecht, weil sie „ungläubig“ sind. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“ +++ „Ich habe festgestellt, dass sich mein Bruder in der letzten Zeit merkwürdig verhält. Er wirkt radikal, was soll ich tun?“ +++ „Meine Freundin will in ein (richtiges) islamisches Land auswandern. Sie sagt, sie hat jemanden online kennengelernt und ist verliebt. Ich mache mir Sorgen.“ +++ „Eine muslimische Schülerin wird von ihren Mitschülern gemobbt und als Terroristin bezeichnet, weil sie neuerdings lange schwarze Kleider trägt. Was soll ich tun?“ +++ „Mein Bruder will mir vorschreiben, was ich anziehe und mit wem ich mich treffe. Er hat sich verändert, seit er in diese neue Moschee geht. Ich glaube er radikalisiert sich.“ +++

Was ist Wegweiser?

Wegweiser ist ein umfassendes Präventionsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen gegen Islamismus bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Islamistische Ideen können auf junge Menschen sehr anziehend wirken. Das Versprechen einer idealen Welt und die Einfachheit einiger islamistischer Weltbilder scheinen für Jugendliche in schwierigen persönlichen Lebensumständen besonders attraktiv zu sein. Sie nutzen diese Ideen oft als eine Form von Protest gegen die (Mehrheits-)Gesellschaft oder gegen die eigene Familie.

Problematisch wird dies dann, wenn islamistische Gruppierungen Gewalt gutheißen: Sie predigen die Überlegenheit des eigenen Glaubens und die Unterlegenheit aller Andersdenkenden. Gewalt kann für sie ein Mittel sein, um ihre Weltbilder in der Gesellschaft durchzusetzen.

Wegweiser setzt sehr früh an und soll mögliche Radikalisierungsprozesse bei Jugendlichen und jungen Heranwachsenden bereits in ihren Anfängen verhindern. Ein Einstieg in die islamistische Szene soll vermieden werden. Gleichzeitig wollen wir denjenigen helfen, die erste Schritte hinein in die Szene unternommen haben. Ziel ist immer, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Prävention // Beratung // Begleitung // Sensibilisierung

  • Radikalisierungsprozesse von jungen Menschen vorbeugen bzw. frühzeitig erkennen
  • Medienkompetenz hinsichtlich Radikalisierungswegen im Internet vermitteln
  • den kritischen Umgang mit Medien fördern
  • Unterschiede zwischen religiös bedingtem Extremismus und gelebter Religiosität verständlich machen
  • islamfeindliche und antimuslimische Tendenzen und Positionen hinterfragen
  • für Diskriminierung und Ausgrenzung sensibilisieren
  • Perspektivwechsel, Impulse und Anregungen zum Thema ermöglichen
  • Diskussionen zur eigenen Position/eigenen „Identität“ anregen

Wegweiser respektiert religiöse Überzeugungen, aber nicht den Missbrauch der Religion für Extremismus und Gewalt.

Ziel der Wegweiser-Berater*innen ist es, die Radikalisierung von Jugendlichen zu verhindern. Wir glauben, dass Krisen in bestimmten Lebenslagen Menschen für extremistische Weltbilder empfänglich machen.

Die Jugend ist eine solche kritische Phase, in der Menschen nach Orientierung und Sicherheit suchen.

Extremist*innen bieten in dieser Zeit oft einfache Lösungen für komplexe Probleme. Jugendliche sind somit besonders gefährdet, extremistische Weltbilder zu übernehmen, um ihre persönliche Lebenssituation zu bewältigen. Da Probleme nicht aus der Lebenswirklichkeit junger Menschen ausgeschlossen werden können, ist es wichtig, ihnen Kompetenzen mit auf dem Weg zu geben, um mit problematischen Situationen umgehen zu können – ohne auf extremistische Ideologien zurückzugreifen.

Im Falle einer Gefährdung versuchen die Berater*innen möglichst frühzeitig Kontakt zu dem Betroffenen aufzunehmen und Hilfe für einen Lösungsprozess anzubieten. Ergänzend zur Beratung und Begleitung gefährdeter junger Menschen bezieht Wegweiser das soziale Umfeld in die Arbeit ein. Über Personen aus dem direkten Umfeld kann ein leichterer Zugang zu den Betroffen hergestellt werden.

Die Wegweiser-Beratungsstellen sind mit lokalen Netzwerkpartner*innen z.B. aus Schulen, Sozialverbänden, kommunalen Ämtern, Vereinen und Moscheegemeinden vernetzt. Indem vorhandene Strukturen genutzt werden, kann eine effiziente und schnelle Hilfe gewährleistet werden.

Wichtig für die Präventionsarbeit ist die Sensibilisierung von Multiplikator*innen, um Verunsicherungen entgegenzuwirken und somit Überreaktionen zu vermeiden: Gefährdete junge Menschen sollen nicht zu Gefährder*innen erklärt und damit stigmatisiert werden.

Alle Interessierten und Betroffenen, die Fragen zu den Themen Islam, Islamismus und Radikalisierung haben oder konkrete Unterstützung benötigen, wie beispielsweise:

  • Familienmitglieder, die befürchten, dass sich ein*e Angehörige*r radikalisiert haben könnte.
  • Freund*innen, Lehrkräfte, Mitschüler*innen, Sozialarbeiter*innen oder Arbeitskolleg*innen, die Veränderungen bei einer Person feststellen und diese nicht einordnen können.
  • Institutionen wie z.B. Schulen, Jugendeinrichtungen sowie Behörden, die Hilfestellung und Informationen zum Thema Islamismus wünschen.
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